Taktvoller Panther
City of Birmingham Symphony Orchestra und Andris Nelsons in der Stuttgarter Liederhalle
Stuttgart - Mit beschwörender Gestik versteht es Andris Nelsons, sein Orchester bis in die letzten Fasern zu elektrisieren. Stets in einer Körperhaltung, als setze er gerade zum Sprung an – wie ein Panther, aber ein sehr freundlicher –, schwingt er die Arme und spielt den Musizierenden die musikalischen Charaktere auch mimisch vor. Das City of Birmingham Symphony Orchestra, am Dienstag zu Gast im voll besetzten Beethovensaal, setzte die theatralischen Fingerzeige seines jungen Musikdirektors mit Freude um und gab eine glänzende Kostprobe seines Könnens. Der Jubel, der Tschaikowskys abschließend gespielter 5. Sinfonie folgte, kam aus ganzem Herzen. Denn Andris Nelsons elektrisiert auch sein Publikum. Flirrende Spannung, brillante Orchesterfarben, plastische Formung des Materials und pointierte Artikulation machten Tschaikowskys musikalische Seelenbeichte zu einem sinfonischen Krimi mit Happy End.
Was sich als Nullachtfünfzehn-Programm angekündigt hatte, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einem kostbaren Klangabenteuer: Schon in Mozarts eigentlich abgenudelter Don-Giovanni-Ouvertüre nutzte Nelsons die große Orchesterbesetzung, um das Opernvorspiel in eine sinfonische Dichtung zu verwandeln. Quirlige Beweglichkeit und perfekte klangliche Balance forderte der gebürtige Lette auch in Tschaikowskys Violinkonzert ein. Die Briten machten es sich im Virtuosenklassiker nicht gemütlich, sondern offenbarten sich als eigenständiger und hoch inspirierter Partner der Solistin Baiba Skride, die mit bodenständigem, kühnem Zugriff jeglichem Kitsch den Kampf ansagte. Atemlose Dramatik und wunderbar herausgearbeitete magische Momente, die Nelsons durch ungewöhnliche Verzögerungen und Farbschattierungen und extreme Dynamikunterschiede erreichte, machten hörbar, was sonst so oft in der Routine erstarrt.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 18. März. Das Konzert fand statt am 16. März 2010.
Stuttgart - Mit beschwörender Gestik versteht es Andris Nelsons, sein Orchester bis in die letzten Fasern zu elektrisieren. Stets in einer Körperhaltung, als setze er gerade zum Sprung an – wie ein Panther, aber ein sehr freundlicher –, schwingt er die Arme und spielt den Musizierenden die musikalischen Charaktere auch mimisch vor. Das City of Birmingham Symphony Orchestra, am Dienstag zu Gast im voll besetzten Beethovensaal, setzte die theatralischen Fingerzeige seines jungen Musikdirektors mit Freude um und gab eine glänzende Kostprobe seines Könnens. Der Jubel, der Tschaikowskys abschließend gespielter 5. Sinfonie folgte, kam aus ganzem Herzen. Denn Andris Nelsons elektrisiert auch sein Publikum. Flirrende Spannung, brillante Orchesterfarben, plastische Formung des Materials und pointierte Artikulation machten Tschaikowskys musikalische Seelenbeichte zu einem sinfonischen Krimi mit Happy End.
Was sich als Nullachtfünfzehn-Programm angekündigt hatte, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einem kostbaren Klangabenteuer: Schon in Mozarts eigentlich abgenudelter Don-Giovanni-Ouvertüre nutzte Nelsons die große Orchesterbesetzung, um das Opernvorspiel in eine sinfonische Dichtung zu verwandeln. Quirlige Beweglichkeit und perfekte klangliche Balance forderte der gebürtige Lette auch in Tschaikowskys Violinkonzert ein. Die Briten machten es sich im Virtuosenklassiker nicht gemütlich, sondern offenbarten sich als eigenständiger und hoch inspirierter Partner der Solistin Baiba Skride, die mit bodenständigem, kühnem Zugriff jeglichem Kitsch den Kampf ansagte. Atemlose Dramatik und wunderbar herausgearbeitete magische Momente, die Nelsons durch ungewöhnliche Verzögerungen und Farbschattierungen und extreme Dynamikunterschiede erreichte, machten hörbar, was sonst so oft in der Routine erstarrt.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 18. März. Das Konzert fand statt am 16. März 2010.
eduarda - 18. Mär, 09:40