Feurig bis zart-silbrig verwehend
Stuttgarter Philharmoniker und Reinhard Goebel mit "Mozart in Paris"
Stuttgart - Wohl ein ziemlich heißblütiger Mann war Johann Christian, der jüngste Spross des alten Bach. Zumindest vermittelte sich dieser Eindruck am Samstag im Konzert der Stuttgarter Philharmoniker, die unter der aufgeregten Gestik ihres Gastes am Dirigentenpult, des Experten für historische Aufführungspraxis Reinhard Goebel, die Ouvertüre und Suite aus Bachs Oper "Amadis de Gaule" zum Besten gaben: Rhythmisch inspiriert, farbreich abschattiert, kurz: mitreißend gestaltete man die rasanten Sätze, in denen der Töneschmied, genannt der "Londoner Bach", auch sein ausgeprägtes Gespür für raffinierte Instrumentation offenbarte.
Mehr im ausschwingenden Melos der Andantes und Largos verriet sich Johann Christians Vorbildcharakter für den jungen Mozart. Dessen divertimentohafte Sinfonie concertante für vier Bläser und Orchester wirkte gegen das Bachsche Feuer allerdings fast schon behäbig – was keineswegs an den Musizierenden lag. Doch gab sie der Bläserfraktion der Philharmoniker in Gestalt der Herren Stolz, Fellhauer, Helbig und Lehmann die Möglichkeit, nicht nur ihre ausgezeichneten solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern auch ihre schmucken Instrumente – allen voran das goldene Horn und das rotfuchsfarbene Fagott – einmal ganz unverstellt in erster Reihe zu präsentieren.
Mit Mozarts C-Dur-Konzert für Harfe und Flöte wurde es dann noch entspannter, zumal die Harfe (Emilie Jaulmes) dem Orchester einige Spielpausen verschaffte, in dem sie allein und zart-silbrig verwehend die zierlichen Flötentöne von Thomas von Lüdinghausen begleitete. Erst Mozarts "Pariser Sinfonie" konnte dem ungeheuren Drive Johann Christian Bachs das Wasser reichen. Die Besucher im voll besetzten Beethoven-Saal waren aber nicht erst jetzt hellauf begeistert.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 26. April 2010. Das Konzert fand statt am 24. April.
Stuttgart - Wohl ein ziemlich heißblütiger Mann war Johann Christian, der jüngste Spross des alten Bach. Zumindest vermittelte sich dieser Eindruck am Samstag im Konzert der Stuttgarter Philharmoniker, die unter der aufgeregten Gestik ihres Gastes am Dirigentenpult, des Experten für historische Aufführungspraxis Reinhard Goebel, die Ouvertüre und Suite aus Bachs Oper "Amadis de Gaule" zum Besten gaben: Rhythmisch inspiriert, farbreich abschattiert, kurz: mitreißend gestaltete man die rasanten Sätze, in denen der Töneschmied, genannt der "Londoner Bach", auch sein ausgeprägtes Gespür für raffinierte Instrumentation offenbarte.
Mehr im ausschwingenden Melos der Andantes und Largos verriet sich Johann Christians Vorbildcharakter für den jungen Mozart. Dessen divertimentohafte Sinfonie concertante für vier Bläser und Orchester wirkte gegen das Bachsche Feuer allerdings fast schon behäbig – was keineswegs an den Musizierenden lag. Doch gab sie der Bläserfraktion der Philharmoniker in Gestalt der Herren Stolz, Fellhauer, Helbig und Lehmann die Möglichkeit, nicht nur ihre ausgezeichneten solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern auch ihre schmucken Instrumente – allen voran das goldene Horn und das rotfuchsfarbene Fagott – einmal ganz unverstellt in erster Reihe zu präsentieren.
Mit Mozarts C-Dur-Konzert für Harfe und Flöte wurde es dann noch entspannter, zumal die Harfe (Emilie Jaulmes) dem Orchester einige Spielpausen verschaffte, in dem sie allein und zart-silbrig verwehend die zierlichen Flötentöne von Thomas von Lüdinghausen begleitete. Erst Mozarts "Pariser Sinfonie" konnte dem ungeheuren Drive Johann Christian Bachs das Wasser reichen. Die Besucher im voll besetzten Beethoven-Saal waren aber nicht erst jetzt hellauf begeistert.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 26. April 2010. Das Konzert fand statt am 24. April.
eduarda - 26. Apr, 19:47