Zum Raum wird hier die Zeit
New Zealand Symphony Orchestra und Hilary Hahn im Beethovensaal
Stuttgart - Es ist einfach atemberaubend: mit welcher Gelassenheit die Geigerin Hilary Hahn rasend schnelle Doppelgriff-Ketten und durch die Oktaven zischende Läufe nimmt. Wie kontrolliert jeder Ton sich an den anderen reiht, egal in welcher Geschwindigkeit. Wie akkurat abgemessen, wie beherrscht Hahn den Bogen führt. Kein risikohaftes Hineinstürzen, eher ein leichtes, gelenkiges Durchfliegen der Strukturen macht ihren Ton aus. Vielleicht fehlt diesem gelegentlich ein bisschen Wärme. Dem fesselnden Sog ihres Spiels steht das aber nicht im Wege. Vor allem nicht, wenn sie wie am Mittwoch im voll besetzten Beethovensaal Sibelius" Violinkonzert spielt.
Dort sorgte schon das New Zealand Symphony Orchestra unter Pietari Inkinen für satte, volle Klanglichkeit. Das mit seiner farbigen, gerne mal wuchtig auftrumpfenden Klangfülle für romantische Werke bestens geeignete Orchester konnte sich aber auch einfühlsam zurückhalten: etwa zu Beginn, wenn über leisem Streichertremolieren die Solovioline ihre Stimme zum melancholischen Nachtgesang erhebt. Wunderschön! Die besondere Qualität Hilary Hahns zeigt sich zudem im kommunikativen Zugriff: Die Geigerin steht nicht einsam-introvertiert an der Rampe, sondern wendet sich immer wieder dem Orchester zu, reagiert.
Inkinen inspirierte sein Orchester dann in Smetanas sinfonischer Dichtung „Sarka" und der „Hommage an Schumann" des Neuseeländers Ross Harris zu großartigen Tongemälden. Gerade die enorme Klangraumöffnung scheint Inkinens besonderes Talent zu sein, wie sich auch in Tschaikowskys fünfter Sinfonie zeigte. Innere Dramatik und episch-breiter Erzähldrang hielten sich dabei in perfekter Balance. Wunderbar auch, wie sich im Andante über vibrierender Streichergrundierung schwebend die Sologesänge von Horn, Klarinette, Oboe und Cello entfalteten. Zu Recht reagierte das Publikum am Ende mit euphorisiertem Applaus.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 12.11.2010. Das Konzert fand statt am 10.11.
Stuttgart - Es ist einfach atemberaubend: mit welcher Gelassenheit die Geigerin Hilary Hahn rasend schnelle Doppelgriff-Ketten und durch die Oktaven zischende Läufe nimmt. Wie kontrolliert jeder Ton sich an den anderen reiht, egal in welcher Geschwindigkeit. Wie akkurat abgemessen, wie beherrscht Hahn den Bogen führt. Kein risikohaftes Hineinstürzen, eher ein leichtes, gelenkiges Durchfliegen der Strukturen macht ihren Ton aus. Vielleicht fehlt diesem gelegentlich ein bisschen Wärme. Dem fesselnden Sog ihres Spiels steht das aber nicht im Wege. Vor allem nicht, wenn sie wie am Mittwoch im voll besetzten Beethovensaal Sibelius" Violinkonzert spielt.
Dort sorgte schon das New Zealand Symphony Orchestra unter Pietari Inkinen für satte, volle Klanglichkeit. Das mit seiner farbigen, gerne mal wuchtig auftrumpfenden Klangfülle für romantische Werke bestens geeignete Orchester konnte sich aber auch einfühlsam zurückhalten: etwa zu Beginn, wenn über leisem Streichertremolieren die Solovioline ihre Stimme zum melancholischen Nachtgesang erhebt. Wunderschön! Die besondere Qualität Hilary Hahns zeigt sich zudem im kommunikativen Zugriff: Die Geigerin steht nicht einsam-introvertiert an der Rampe, sondern wendet sich immer wieder dem Orchester zu, reagiert.
Inkinen inspirierte sein Orchester dann in Smetanas sinfonischer Dichtung „Sarka" und der „Hommage an Schumann" des Neuseeländers Ross Harris zu großartigen Tongemälden. Gerade die enorme Klangraumöffnung scheint Inkinens besonderes Talent zu sein, wie sich auch in Tschaikowskys fünfter Sinfonie zeigte. Innere Dramatik und episch-breiter Erzähldrang hielten sich dabei in perfekter Balance. Wunderbar auch, wie sich im Andante über vibrierender Streichergrundierung schwebend die Sologesänge von Horn, Klarinette, Oboe und Cello entfalteten. Zu Recht reagierte das Publikum am Ende mit euphorisiertem Applaus.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 12.11.2010. Das Konzert fand statt am 10.11.
eduarda - 12. Nov, 11:15