Ohne Fleiß kein Preis
Ensemble Il Gusto Barocco mit Werken vom Stuttgarter Hof
Stuttgart - Vermutlich hätte Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg seinen Kapellmeister nach einer Aufführung dieser Qualität vom Hofe gejagt: Was das Stuttgarter Alte-Musik-Ensemble Il Gusto Barocco in der ersten Hälfte seines Matinee-Konzerts mit Musik vom Stuttgarter Hof um 1700 am Sonntag im sparsam besetzten Opernhaus bot, war in großen Teilen ziemlich peinlich. Die Arien aus der Oper "Ariadne" von Johann Sigismund Kusser, von 1698 bis 1704 Stuttgarter Hofkapellmeister, reihten sich öde und langweilend aneinander. Meist uninspiriert, oft genug unpräzise spielte das elfköpfige Ensemble unter der Leitung seines Gründers Jörg Halubek vor sich hin. Die jungen Solisten Camilla de Falleiro (Sopran), Carlos Zapien (Tenor) und Symon Chojnacki (Bass) sangen zwar mit schönem Timbre, agierten aber weitgehend ohne theatralische Ausgestaltung.
Dem aber nicht genug. Der Hauptattraktion des Morgens, dem Altus Matthias Rexroth, wollten die Einsätze oft gar nicht gelingen. Halubek schien dessen verzweifelte Blicke gar nicht zu bemerken: Er war viel zu sehr mit seinem Cembalo beschäftigt, von dem aus er die Aufführung leitete, um seinem Star die rettenden Fingerzeige geben geben zu können.
Mehr Proben hatte offenbar die folgende ausschnittsweise Uraufführung der Oper "Tisbe" vom Stuttgarter Hofkapellmeister Giuseppe Antonio Brescianello genossen, die im Jahr ihrer Entstehung, 1718, aus finanziellen Gründen nicht auf die Bühne gekommen war. Jetzt spielte das Ensemble mit mehr Sicherheit, Spielfreude und rhythmischem Drive, auch Rexroth konnte endlich entspannt mit lebendiger Theatralik unterhalten. Dennoch: Will Il Gusto Barocco seinem Saisonziel, "spektakulär und voller Grandezza wird diese klingende Stuttgarter Ära erneut aufblühen", gerecht werden, muss es noch sehr viel Arbeit investieren.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 23.11.2010. Das Konzert fand statt am 21.11.
Stuttgart - Vermutlich hätte Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg seinen Kapellmeister nach einer Aufführung dieser Qualität vom Hofe gejagt: Was das Stuttgarter Alte-Musik-Ensemble Il Gusto Barocco in der ersten Hälfte seines Matinee-Konzerts mit Musik vom Stuttgarter Hof um 1700 am Sonntag im sparsam besetzten Opernhaus bot, war in großen Teilen ziemlich peinlich. Die Arien aus der Oper "Ariadne" von Johann Sigismund Kusser, von 1698 bis 1704 Stuttgarter Hofkapellmeister, reihten sich öde und langweilend aneinander. Meist uninspiriert, oft genug unpräzise spielte das elfköpfige Ensemble unter der Leitung seines Gründers Jörg Halubek vor sich hin. Die jungen Solisten Camilla de Falleiro (Sopran), Carlos Zapien (Tenor) und Symon Chojnacki (Bass) sangen zwar mit schönem Timbre, agierten aber weitgehend ohne theatralische Ausgestaltung.
Dem aber nicht genug. Der Hauptattraktion des Morgens, dem Altus Matthias Rexroth, wollten die Einsätze oft gar nicht gelingen. Halubek schien dessen verzweifelte Blicke gar nicht zu bemerken: Er war viel zu sehr mit seinem Cembalo beschäftigt, von dem aus er die Aufführung leitete, um seinem Star die rettenden Fingerzeige geben geben zu können.
Mehr Proben hatte offenbar die folgende ausschnittsweise Uraufführung der Oper "Tisbe" vom Stuttgarter Hofkapellmeister Giuseppe Antonio Brescianello genossen, die im Jahr ihrer Entstehung, 1718, aus finanziellen Gründen nicht auf die Bühne gekommen war. Jetzt spielte das Ensemble mit mehr Sicherheit, Spielfreude und rhythmischem Drive, auch Rexroth konnte endlich entspannt mit lebendiger Theatralik unterhalten. Dennoch: Will Il Gusto Barocco seinem Saisonziel, "spektakulär und voller Grandezza wird diese klingende Stuttgarter Ära erneut aufblühen", gerecht werden, muss es noch sehr viel Arbeit investieren.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 23.11.2010. Das Konzert fand statt am 21.11.
eduarda - 23. Nov, 17:46