Eisige Klänge
Der Perkussionist Terje Isungset mit Eismusik beim Musikfest Stuttgart

Stuttgart – Das war ein magischer Moment im Musikfest-Nachtkonzert, als die Türen im T3-Saal des Stuttgarter Theaterhauses aufgingen und endlich das Eis hereingetragen wurde, auf das alle gewartet hatten: ein Quader, ein ambossartiges und ein kastenförmiges Gebilde – alles blau illuminiert und aus gefrorenem Wasser eines bestimmten norwegischen Sees gemacht. Denn nur aus dessen Nass gefertigte Instrumente hält der Perkussionist Terje Isungset seiner Musik für würdig. Der fantasiebegabte Norweger arbeitet besonders gerne mit selbstkonstruierten Schlaginstrumenten aus Naturmaterialien.
So hatte er vor Beginn seiner Eis-Performance eine halbe Stunde lang Holz und Steine bearbeitet und ein ganz gewöhnliches Schlagzeug mit den Füßen und mit Schlegeln aus Holzstöckchen traktiert. Er war dabei immer wieder in die Nähe des Esoterik-Kitsches geraten, denn Steinereiben, Holzgerassel und -geklopfe, sein Atmen und Flüstern, ein endlos erscheinendes Maultrommel-Intro, folkloristischer Minimalgesang sowie das Blasen in ein großes Rinderhorn wurden durch den massiven Einsatz von Elektronik nicht nur verstärkt, sondern immer wieder bombastisch gesteigert und mit geheimnisvollen Donnerwolken untermalt. Und weil sich musikalisch wenig tat außer der Aneinanderreihung solcher Aktionen, wirkte das Ganze bald wie eine klingende Riesen-Seifenblase, die außer meditativer Pseudo-Naturmusik wenig zu bieten hatte.
Das änderte sich in der Eismusik aufgrund des spektakulären Materials. Es gab jetzt nicht nur etwas zu hören, sondern auch zu sehen: Die durch die Schmelze sich langsam verwandelnden Instrumente, die immer stärker tropften, ihre milchige Trübung verloren und glasklar wurden, veränderten auch ihren Klang, der immer weicher und wärmer wurde. Terje Isungset ließ sich nun von der jungen Norwegerin Mari Kvien Brunvoll unterstützen, die den Part des volksmusikalischen Didadudadum-Gesummes übernahm, das jetzt aber nicht weiter störte. Isungset trommelte mit Schlegeln aus gefrorenem Wasser, mit behandschuhten, aber auch bloßen Fingern auf die Eisflächen oder bohrte die Schlegel in das schmilzende Kalt, so dass es knirschte und ächzte.
Wie ein Bote aus einer anderen Welt wirkte Isungsets Assistent, der – vermummt in eine polartaugliche Montur und mit Stirnlampe ausgestattet – immer wieder frisches Material auf die Bühne brachte: unterschiedlich große Eis-Platten etwa, die auf den Kasten gelegt wurden und Isungset dann als eine Art Xylophon dienten, dem er kalimba-ähnliche Töne entlockte. Oder ein mächtiges Horn aus Eis, mit dem Isungstet ein ohrenbetäubendes Röhren erzeugte.
Künstlerisch interessant war dieser zweite Teil vor allem deshalb, weil das elektronische Schummern, Wummern und Knattern nunmehr dezent eingesetzt wurde. Und das norwegische Wiegenlied, das Mari Kvien Brunvoll sang, wirkte deshalb so eindringlich, weil hier auf künstliche Effekte fast vollständig verzichtet wurde und Isungset seine Eismarimba pur zum Sprechen brachte: von einer Vollmondnacht mitten im winterlichen Norwegen.
Bericht für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 5. September.

Stuttgart – Das war ein magischer Moment im Musikfest-Nachtkonzert, als die Türen im T3-Saal des Stuttgarter Theaterhauses aufgingen und endlich das Eis hereingetragen wurde, auf das alle gewartet hatten: ein Quader, ein ambossartiges und ein kastenförmiges Gebilde – alles blau illuminiert und aus gefrorenem Wasser eines bestimmten norwegischen Sees gemacht. Denn nur aus dessen Nass gefertigte Instrumente hält der Perkussionist Terje Isungset seiner Musik für würdig. Der fantasiebegabte Norweger arbeitet besonders gerne mit selbstkonstruierten Schlaginstrumenten aus Naturmaterialien.
So hatte er vor Beginn seiner Eis-Performance eine halbe Stunde lang Holz und Steine bearbeitet und ein ganz gewöhnliches Schlagzeug mit den Füßen und mit Schlegeln aus Holzstöckchen traktiert. Er war dabei immer wieder in die Nähe des Esoterik-Kitsches geraten, denn Steinereiben, Holzgerassel und -geklopfe, sein Atmen und Flüstern, ein endlos erscheinendes Maultrommel-Intro, folkloristischer Minimalgesang sowie das Blasen in ein großes Rinderhorn wurden durch den massiven Einsatz von Elektronik nicht nur verstärkt, sondern immer wieder bombastisch gesteigert und mit geheimnisvollen Donnerwolken untermalt. Und weil sich musikalisch wenig tat außer der Aneinanderreihung solcher Aktionen, wirkte das Ganze bald wie eine klingende Riesen-Seifenblase, die außer meditativer Pseudo-Naturmusik wenig zu bieten hatte.
Das änderte sich in der Eismusik aufgrund des spektakulären Materials. Es gab jetzt nicht nur etwas zu hören, sondern auch zu sehen: Die durch die Schmelze sich langsam verwandelnden Instrumente, die immer stärker tropften, ihre milchige Trübung verloren und glasklar wurden, veränderten auch ihren Klang, der immer weicher und wärmer wurde. Terje Isungset ließ sich nun von der jungen Norwegerin Mari Kvien Brunvoll unterstützen, die den Part des volksmusikalischen Didadudadum-Gesummes übernahm, das jetzt aber nicht weiter störte. Isungset trommelte mit Schlegeln aus gefrorenem Wasser, mit behandschuhten, aber auch bloßen Fingern auf die Eisflächen oder bohrte die Schlegel in das schmilzende Kalt, so dass es knirschte und ächzte.
Wie ein Bote aus einer anderen Welt wirkte Isungsets Assistent, der – vermummt in eine polartaugliche Montur und mit Stirnlampe ausgestattet – immer wieder frisches Material auf die Bühne brachte: unterschiedlich große Eis-Platten etwa, die auf den Kasten gelegt wurden und Isungset dann als eine Art Xylophon dienten, dem er kalimba-ähnliche Töne entlockte. Oder ein mächtiges Horn aus Eis, mit dem Isungstet ein ohrenbetäubendes Röhren erzeugte.
Künstlerisch interessant war dieser zweite Teil vor allem deshalb, weil das elektronische Schummern, Wummern und Knattern nunmehr dezent eingesetzt wurde. Und das norwegische Wiegenlied, das Mari Kvien Brunvoll sang, wirkte deshalb so eindringlich, weil hier auf künstliche Effekte fast vollständig verzichtet wurde und Isungset seine Eismarimba pur zum Sprechen brachte: von einer Vollmondnacht mitten im winterlichen Norwegen.
Bericht für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 5. September.
eduarda - 7. Sep, 23:57