Klangkämpfer
Stuttgarter Philharmoniker mit dem Pianisten Bernd Glemser
Stuttgart - "Macht des Schicksals" nennen die Stuttgarter Philharmoniker ihre Hauptkonzertreihe in dieser Saison mit einem ironischen Augenzwinkern. Denn mit der Ergebenheit ins Fatum hatte zumindest das Programm des Auftaktkonzertes im voll besetzten Beethovensaal gerade nichts zu tun. Hier ging es um menschengemachte Probleme.
Mit seinem zweiten Klavierkonzert überwand Sergei Rachmaninow seinerzeit erfolgreich seine mehrjährige Schreibblockade – hervorgerufen durch den katastrophalen Misserfolg seiner ersten Sinfonie. Mit Leichtigkeit und innerer Ruhe meisterte der Pianist Bernd Glemser die hohen virtuosen und kommunikativen Ansprüche des Werks. Im entspannten Miteinander mit den Philharmonikern unter Leitung ihres Chefdirigenten Gabriel Feltz durchwanderte Glemser die impressionistischen Klanglandschaften, wobei Feltz weniger auf die strukturell fortschrittliche Seite des Werks setzte als auf fließende Klangschönheit.
Dem Konzertsaal-Dauerbrenner folgte Dimitri Schostakowitschs selten gespielte elfte Sinfonie "Das Jahr 1905" von 1957. Ein noch immer weit unterschätztes Opus, in dem es zwar vordergründig um den Petersburger Blutsonntag geht – jenem Tag, an dem der Protest von über hunderttausend Arbeitern von der zaristischen Regierung blutig niedergeschlagen wurde –, das sich aber als rein instrumentales und deshalb mehrdeutiges Werk genauso gut auf die stalinistische Ära oder die Ungarn-Revolution von 1956 beziehen könnte.
Den Philharmonikern gelang eine spannende, eindringliche Interpretation, die die hochdramatischen Entwicklungen und die Kontraste zwischen eisiger, starrer Atmosphäre, gewalttätig ratternder Rhythmen und Trommeldonner, Trauergesängen und schrill dissonanter Explosionen, denen plötzlich tödliche Stille folgt, wirkungsvoll und plastisch zur Entfaltung brachte.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 8. Oktober. Das Konzert fand statt am 6. Oktober.
Stuttgart - "Macht des Schicksals" nennen die Stuttgarter Philharmoniker ihre Hauptkonzertreihe in dieser Saison mit einem ironischen Augenzwinkern. Denn mit der Ergebenheit ins Fatum hatte zumindest das Programm des Auftaktkonzertes im voll besetzten Beethovensaal gerade nichts zu tun. Hier ging es um menschengemachte Probleme.
Mit seinem zweiten Klavierkonzert überwand Sergei Rachmaninow seinerzeit erfolgreich seine mehrjährige Schreibblockade – hervorgerufen durch den katastrophalen Misserfolg seiner ersten Sinfonie. Mit Leichtigkeit und innerer Ruhe meisterte der Pianist Bernd Glemser die hohen virtuosen und kommunikativen Ansprüche des Werks. Im entspannten Miteinander mit den Philharmonikern unter Leitung ihres Chefdirigenten Gabriel Feltz durchwanderte Glemser die impressionistischen Klanglandschaften, wobei Feltz weniger auf die strukturell fortschrittliche Seite des Werks setzte als auf fließende Klangschönheit.
Dem Konzertsaal-Dauerbrenner folgte Dimitri Schostakowitschs selten gespielte elfte Sinfonie "Das Jahr 1905" von 1957. Ein noch immer weit unterschätztes Opus, in dem es zwar vordergründig um den Petersburger Blutsonntag geht – jenem Tag, an dem der Protest von über hunderttausend Arbeitern von der zaristischen Regierung blutig niedergeschlagen wurde –, das sich aber als rein instrumentales und deshalb mehrdeutiges Werk genauso gut auf die stalinistische Ära oder die Ungarn-Revolution von 1956 beziehen könnte.
Den Philharmonikern gelang eine spannende, eindringliche Interpretation, die die hochdramatischen Entwicklungen und die Kontraste zwischen eisiger, starrer Atmosphäre, gewalttätig ratternder Rhythmen und Trommeldonner, Trauergesängen und schrill dissonanter Explosionen, denen plötzlich tödliche Stille folgt, wirkungsvoll und plastisch zur Entfaltung brachte.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 8. Oktober. Das Konzert fand statt am 6. Oktober.
eduarda - 8. Okt, 10:12