Mit Blümchen-Jazz
Olivia Trummer und Stefanie Irányi geben sich romantisch
Ludwigsburg - Ein „romantischer“ Abend war es durchaus, was die Jazzpianistin Olivia Trummer und die klassisch ausgebildete Mezzosopranistin Stefanie Irányi bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen auf die Bühne der Karlskaserne brachten. Freilich nur „romantisch“ im umgangssprachlichen Sinne, wenn man damit Träumerei, Sehnsucht und Gefühl assoziiert. „Wenn die Mondnacht neu entsteht“ hatten die beiden Künstlerinnen ihr Programm genannt. Zunächst gab es Exempel aus der musikalischen Romantik zu hören - von Schumann, Mendelssohn und dem jugendlichen, noch der Spätromantik verpflichteten Alban Berg - und danach Olivia Trummers eigene Vertonungen von Eichendorff-Gedichten.
Nicht ganz astrein und etwas farbarm spielte Trummer zunächst zwei berühmte „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn, bevor Schumanns noch berühmtere „Mondnacht“ erklang. Der Liedversion stellte Trummer eine nette kleine Jazzimprovisation über Motive des Stücks voran, bevor Stefanie Irányi erstmals zum Zuge kam. Doch die beiden Musikerinnen wollten noch nicht zusammenfinden. Dass Trummer die Sängerin - entgegen der Gepflogenheiten - auswendig begleitete, mag zunächst eine Äußerlichkeit sein. Aber sie wurde im Zusammenwirken hörbar. Denn zu sehr war Trummer in ihre eigene Welt versunken, mit sich selbst beschäftigt. Sie malte am Flügel kräftige Farben, schön und oft aufgewühlt, aber sie ging zu wenig auf die speziellen Farben der Sängerin ein, gestaltete deren Part nicht mit, trug sie nicht wirklich, sondern baute neben ihr eine andere Welt auf. Stefanie Irányis Stimme war zudem der undankbaren, sehr trockenen Akustik der Karlskaserne gnadenlos ausgeliefert, blieb auf sich selbst zurückgeworfen. Im leisen und hohen Bereich sprach ihr Organ oft nur träge, manchmal gar nicht an.
Dass die dunkle Seite der Romantik an diesem Abend abwesend blieb, zeigte sich bereits in Alban Bergs „Sieben frühen Liedern“, in die Trummer flinkfingrige Improvisationen über Gershwins „I love you, Porgy“ und „Summertime“ einbaute und dadurch alle dunklen Andeutungen in Bergs Liedern wieder negierte. Die Nacht - in der Romantik Gegenstück zum klaren, nüchternen Tag und Sinnbild für das Mysterium und den Rausch, vor allem aber für den Tod als Aufhebung aller Grenzen - verlor dann auch in Trummers eigenen Kompositionen alles Doppelbödige, Bedrohliche, Finstere. Ihre Klangwelt ist der jazzige Pop, der von ihrem feinen, farbigen, oft witzig verzierten Klavierspiel lebt, das klanglich rosa Wolken malt und über Eichendorff-Gedichte wie „Mondnacht“, „Wunderquelle“ oder „Schläft ein Lied in allen Dingen“ eine feine Zuckerglasur legte: Romantik im Gewande eines Blümchen-Jazz. Immerhin musizierten Trummer und Irányi jetzt harmonisch miteinander, ergänzten sich gut, und das Publikum lauschte verzückt, wie sich die klassisch klare Stimme Irányis und die hohen Scat-Gesänge Trummers ineinander verwoben.
Besprechung für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 6. Juni.
Ludwigsburg - Ein „romantischer“ Abend war es durchaus, was die Jazzpianistin Olivia Trummer und die klassisch ausgebildete Mezzosopranistin Stefanie Irányi bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen auf die Bühne der Karlskaserne brachten. Freilich nur „romantisch“ im umgangssprachlichen Sinne, wenn man damit Träumerei, Sehnsucht und Gefühl assoziiert. „Wenn die Mondnacht neu entsteht“ hatten die beiden Künstlerinnen ihr Programm genannt. Zunächst gab es Exempel aus der musikalischen Romantik zu hören - von Schumann, Mendelssohn und dem jugendlichen, noch der Spätromantik verpflichteten Alban Berg - und danach Olivia Trummers eigene Vertonungen von Eichendorff-Gedichten.
Nicht ganz astrein und etwas farbarm spielte Trummer zunächst zwei berühmte „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn, bevor Schumanns noch berühmtere „Mondnacht“ erklang. Der Liedversion stellte Trummer eine nette kleine Jazzimprovisation über Motive des Stücks voran, bevor Stefanie Irányi erstmals zum Zuge kam. Doch die beiden Musikerinnen wollten noch nicht zusammenfinden. Dass Trummer die Sängerin - entgegen der Gepflogenheiten - auswendig begleitete, mag zunächst eine Äußerlichkeit sein. Aber sie wurde im Zusammenwirken hörbar. Denn zu sehr war Trummer in ihre eigene Welt versunken, mit sich selbst beschäftigt. Sie malte am Flügel kräftige Farben, schön und oft aufgewühlt, aber sie ging zu wenig auf die speziellen Farben der Sängerin ein, gestaltete deren Part nicht mit, trug sie nicht wirklich, sondern baute neben ihr eine andere Welt auf. Stefanie Irányis Stimme war zudem der undankbaren, sehr trockenen Akustik der Karlskaserne gnadenlos ausgeliefert, blieb auf sich selbst zurückgeworfen. Im leisen und hohen Bereich sprach ihr Organ oft nur träge, manchmal gar nicht an.
Dass die dunkle Seite der Romantik an diesem Abend abwesend blieb, zeigte sich bereits in Alban Bergs „Sieben frühen Liedern“, in die Trummer flinkfingrige Improvisationen über Gershwins „I love you, Porgy“ und „Summertime“ einbaute und dadurch alle dunklen Andeutungen in Bergs Liedern wieder negierte. Die Nacht - in der Romantik Gegenstück zum klaren, nüchternen Tag und Sinnbild für das Mysterium und den Rausch, vor allem aber für den Tod als Aufhebung aller Grenzen - verlor dann auch in Trummers eigenen Kompositionen alles Doppelbödige, Bedrohliche, Finstere. Ihre Klangwelt ist der jazzige Pop, der von ihrem feinen, farbigen, oft witzig verzierten Klavierspiel lebt, das klanglich rosa Wolken malt und über Eichendorff-Gedichte wie „Mondnacht“, „Wunderquelle“ oder „Schläft ein Lied in allen Dingen“ eine feine Zuckerglasur legte: Romantik im Gewande eines Blümchen-Jazz. Immerhin musizierten Trummer und Irányi jetzt harmonisch miteinander, ergänzten sich gut, und das Publikum lauschte verzückt, wie sich die klassisch klare Stimme Irányis und die hohen Scat-Gesänge Trummers ineinander verwoben.
Besprechung für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 6. Juni.
eduarda - 8. Jun, 14:53