Botschafter kultureller Vielfalt
Das südafrikanische MIAGI Youth Orchestra bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Ludwigsburg - Regenbogennation nennt man Südafrika gerne, wegen der vielen verschiedenen Ethnien, die dort zusammenleben. Dass Südafrika, 18 Jahre nach dem Ende der Apartheid, auf dem besten Weg ist, sich zu einer attraktiven, friedlichen Multikulti-Gesellschaft zu wandeln, scheint die Botschaft des MIAGI Youth Orchestra zu sein, das jetzt bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen sowohl mit einem Big-Band- als auch mit einem Sinfoniekonzert im Forum am Schlosspark zu hören war. MIAGI steht für „Music is a great investment“ und ist eine südafrikanische Organisation, die sich der Förderung talentierter junger Musiker aller Bevölkerungsgruppen und sozialer Schichten widmet.
Mit Ernst und guter Laune
Allein das Bild auf der Bühne beim Sinfoniekonzert im voll besetzten Forum beeindruckte, und die Ohren zogen alsbald nach: Gut 90 Jugendliche aller Hautfarben zwischen 14 und 24 Jahren in Jeans, Turnschuhen und schwarzem MIAGI-Hemd, alle vorne auf der Stuhlkante sitzend, die Augen gespannt auf den Dirigenten Christian Muthspiel gerichtet, mit Ernst bei der Sache, und trotzdem gute Laune verbreitend - es wirkte, als musiziere eine gesamte junge südafrikanische Generation in ihrer ganzen kulturellen Vielfalt friedlich und fröhlich miteinander.
Der Österreicher Muthspiel, der auch Jazzer und Komponist ist, hatte aus Anlass dieses Konzerts ein Stück komponiert: „Out of South Africa“. Es begann mit einer kleinen Jazz-Combo, geleitet vom jungen Klarinettisten Tshepo Tsotetsi, der zu Muthspiels sinfonischer Dichtung die musikalischen Hauptthemen beigesteuert hatte, so auch den swingenden Beginn. Die Combo wuchs langsam an zum Orchester, das Tsotetsis Melodien variierte und in andere Klangwelten überführte. Wie in Traumsequenzen tauchte immer wieder Neues auf: schräge Klänge, Jazziges, Märsche, südafrikanische Folklore und nicht zuletzt eine längere Violin-Rhapsodie, gespielt vom Stargast des Abends, dem britischen Geiger Daniel Hope, der zuvor schon bescheiden am Pult der Konzertmeisterin Mary Tennant mitgespielt hatte. Immer wieder öffnete sich das Stück auch für Improvisationen, und für einen besonders fröhlichen Ausbruch gab Muthspiel seinen Taktstock kurz mal an Tsotetsi weiter.
Daniel Hope spielte dann noch mit recht viel Vibrato die schmachtende f-Moll-Romanze für Violine und Orchester von Antonín Dvorák, bevor sich das Youth Orchestra Leonard Bernsteins Sinfonischer Suite aus seiner Filmmusik zu „On the Waterfront“ („Die Faust im Nacken“) vornahm. Hier konnten sich - nicht zum letzten Mal - die ganz hervorragenden Bläser des Orchesters in Szene setzen, etwa die Solisten Jaco van Staden (Horn) oder Lincoln Isaacs (Trompete). Diese kontrastreiche Musik aus komplexen Rhythmen und stets leicht swingenden Melodien liegt den MIAGIs. Doch auch die schläfrig-verträumten und schwül-hitzigen Stimmungen in Claude Debussys „Prélude à l‘après-midi d‘un faune“ gelangen den Jugendlichen ganz vorzüglich. Und wunderschön spielte Monique van Willingh ihr Flötensolo.
Geradezu stolz und genießerisch zelebrierte Muthspiel dann Gershwins „An American in Paris“, er gab sich berauscht vom Klang des Orchesters, das mit Witz für lärmende Details wie Autohupen und feinem Gespür für den prächtigen Broadwaysound das Publikum in Begeisterung versetzte. Als Dank für den tosenden Applaus gab es noch eine Gymnopédie von Erik Satie zu hören, die ohne Pause in südafrikanischen Folk überging. Fröhlich tanzend, spielend und singend verließen die Jugendlichen die Bühne durch den Zuschauerraum, um draußen auf dem Vorplatz weiterzumusizieren. Zur Freude des Publikums, das immer mehr in Bewegung geriet und am Ende sogar ein bisschen tanzte. MIAGI hat gezündet, keine Frage.
Besprechung für die Eßlinger Zeitung vom 21. Juli 2012. Das Konzert fand statt am 19. Juli.

Ludwigsburg - Regenbogennation nennt man Südafrika gerne, wegen der vielen verschiedenen Ethnien, die dort zusammenleben. Dass Südafrika, 18 Jahre nach dem Ende der Apartheid, auf dem besten Weg ist, sich zu einer attraktiven, friedlichen Multikulti-Gesellschaft zu wandeln, scheint die Botschaft des MIAGI Youth Orchestra zu sein, das jetzt bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen sowohl mit einem Big-Band- als auch mit einem Sinfoniekonzert im Forum am Schlosspark zu hören war. MIAGI steht für „Music is a great investment“ und ist eine südafrikanische Organisation, die sich der Förderung talentierter junger Musiker aller Bevölkerungsgruppen und sozialer Schichten widmet.
Mit Ernst und guter Laune
Allein das Bild auf der Bühne beim Sinfoniekonzert im voll besetzten Forum beeindruckte, und die Ohren zogen alsbald nach: Gut 90 Jugendliche aller Hautfarben zwischen 14 und 24 Jahren in Jeans, Turnschuhen und schwarzem MIAGI-Hemd, alle vorne auf der Stuhlkante sitzend, die Augen gespannt auf den Dirigenten Christian Muthspiel gerichtet, mit Ernst bei der Sache, und trotzdem gute Laune verbreitend - es wirkte, als musiziere eine gesamte junge südafrikanische Generation in ihrer ganzen kulturellen Vielfalt friedlich und fröhlich miteinander.
Der Österreicher Muthspiel, der auch Jazzer und Komponist ist, hatte aus Anlass dieses Konzerts ein Stück komponiert: „Out of South Africa“. Es begann mit einer kleinen Jazz-Combo, geleitet vom jungen Klarinettisten Tshepo Tsotetsi, der zu Muthspiels sinfonischer Dichtung die musikalischen Hauptthemen beigesteuert hatte, so auch den swingenden Beginn. Die Combo wuchs langsam an zum Orchester, das Tsotetsis Melodien variierte und in andere Klangwelten überführte. Wie in Traumsequenzen tauchte immer wieder Neues auf: schräge Klänge, Jazziges, Märsche, südafrikanische Folklore und nicht zuletzt eine längere Violin-Rhapsodie, gespielt vom Stargast des Abends, dem britischen Geiger Daniel Hope, der zuvor schon bescheiden am Pult der Konzertmeisterin Mary Tennant mitgespielt hatte. Immer wieder öffnete sich das Stück auch für Improvisationen, und für einen besonders fröhlichen Ausbruch gab Muthspiel seinen Taktstock kurz mal an Tsotetsi weiter.
Daniel Hope spielte dann noch mit recht viel Vibrato die schmachtende f-Moll-Romanze für Violine und Orchester von Antonín Dvorák, bevor sich das Youth Orchestra Leonard Bernsteins Sinfonischer Suite aus seiner Filmmusik zu „On the Waterfront“ („Die Faust im Nacken“) vornahm. Hier konnten sich - nicht zum letzten Mal - die ganz hervorragenden Bläser des Orchesters in Szene setzen, etwa die Solisten Jaco van Staden (Horn) oder Lincoln Isaacs (Trompete). Diese kontrastreiche Musik aus komplexen Rhythmen und stets leicht swingenden Melodien liegt den MIAGIs. Doch auch die schläfrig-verträumten und schwül-hitzigen Stimmungen in Claude Debussys „Prélude à l‘après-midi d‘un faune“ gelangen den Jugendlichen ganz vorzüglich. Und wunderschön spielte Monique van Willingh ihr Flötensolo.
Geradezu stolz und genießerisch zelebrierte Muthspiel dann Gershwins „An American in Paris“, er gab sich berauscht vom Klang des Orchesters, das mit Witz für lärmende Details wie Autohupen und feinem Gespür für den prächtigen Broadwaysound das Publikum in Begeisterung versetzte. Als Dank für den tosenden Applaus gab es noch eine Gymnopédie von Erik Satie zu hören, die ohne Pause in südafrikanischen Folk überging. Fröhlich tanzend, spielend und singend verließen die Jugendlichen die Bühne durch den Zuschauerraum, um draußen auf dem Vorplatz weiterzumusizieren. Zur Freude des Publikums, das immer mehr in Bewegung geriet und am Ende sogar ein bisschen tanzte. MIAGI hat gezündet, keine Frage.
Besprechung für die Eßlinger Zeitung vom 21. Juli 2012. Das Konzert fand statt am 19. Juli.
eduarda - 22. Jul, 13:06