Die Lust des Opferbringens
Bachakademie führt Franz Liszts Oratorium „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ im Stuttgarter Beethovensaal auf
Stuttgart - Christiane Iven steht da mit einem verklärten Lächeln, wie erleuchtet, erhaben über all das Ungemach, welches das Leben der Titelfigur des Oratoriums „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ von Franz Liszt trifft. Über zwei Stunden lang hält die Sängerin das durch. Sie singt, nein, sie ist Elisabeth von Ungarn, jene später Heiliggesprochene, die trotz Reichtums ihre Passion nie aufgab, aufopferungsvoll den Armen zu helfen. Verstoßen vom Hof ihres geliebten Gatten, der zuvor als Kreuzritter fiel, stirbt sie einsam und arm.
Liebe, Schmerz, Verzweiflung, Todeswunsch - das alles verschmelzt Ivens kraftvoller Sopran mit Leichtigkeit und hält damit die Ohren der Zuhörer in Schach. Es ist wohl vor allem Ivens Dauerkonzentration zu verdanken, dass das Konzert der Stuttgarter Bachakademie im nur schütter besetzten, aber am Ende kräftig jubelnden Beethovensaal der Liederhalle die Spannung bis zum Schluss hielt. Zumal Iven den Text meist sehr deutlich artikulierte und die P und T schön knallen ließ. Martin Haselböck, der die Gächinger Kantorei und die Stuttgarter Philharmoniker dirigierte, blieb dagegen zu sehr an der Oberfläche des selten gespielten Werks, das prall gefüllt ist mit guter Musik und die Ohren wachhält mit Sturm- und fröhlichen Jagdmusiken, dramatischen Chören, sinfonischen Intermezzi, Duetten und Arien. Sehr weltlich zwar und wenig sakral, aber in Sachen Leitmotivik und Erlösungsmusik Wagner in nichts nachstehend.
Mit den Philharmonikern hatte Haselböck wohl zu wenig Detailarbeit geleistet. Zudem gab er den einen oder anderen Einsatz etwas zu spät. Die Geigen kleckerten ungewohnt häufig, die Bläser kosteten Farben oft nicht wirklich aus. Vor allem sphärische Klänge wollten dem Orchester nicht wirklich gelingen. Als Elisabeths Seele von den Engelein davongetragen wurde, klang das viel zu sehr von dieser Welt. Die Gächinger Kantorei dagegen bot einen soliden, kompakten Klang mit schönen Sopranstimmen. In den dramatischen Passagen agierte der Chor mit flexiblem und schlankem Ton.
Stimmlich und gestalterisch stark zeigte sich die Mezzosopranistin Magdalena Anna Hofmann als böse Schwiegermutter, stimmlich überzeugten auch Bariton Lauri Vasar und der Bass In-Sung Sim. Letzterer neigte allerdings zur recht freien Behandlung des Textes.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten und die Eßlinger Zeitung vom 11. bzw. 12.2.2013. Das Konzert fand statt am 9.2.
Stuttgart - Christiane Iven steht da mit einem verklärten Lächeln, wie erleuchtet, erhaben über all das Ungemach, welches das Leben der Titelfigur des Oratoriums „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ von Franz Liszt trifft. Über zwei Stunden lang hält die Sängerin das durch. Sie singt, nein, sie ist Elisabeth von Ungarn, jene später Heiliggesprochene, die trotz Reichtums ihre Passion nie aufgab, aufopferungsvoll den Armen zu helfen. Verstoßen vom Hof ihres geliebten Gatten, der zuvor als Kreuzritter fiel, stirbt sie einsam und arm.
Liebe, Schmerz, Verzweiflung, Todeswunsch - das alles verschmelzt Ivens kraftvoller Sopran mit Leichtigkeit und hält damit die Ohren der Zuhörer in Schach. Es ist wohl vor allem Ivens Dauerkonzentration zu verdanken, dass das Konzert der Stuttgarter Bachakademie im nur schütter besetzten, aber am Ende kräftig jubelnden Beethovensaal der Liederhalle die Spannung bis zum Schluss hielt. Zumal Iven den Text meist sehr deutlich artikulierte und die P und T schön knallen ließ. Martin Haselböck, der die Gächinger Kantorei und die Stuttgarter Philharmoniker dirigierte, blieb dagegen zu sehr an der Oberfläche des selten gespielten Werks, das prall gefüllt ist mit guter Musik und die Ohren wachhält mit Sturm- und fröhlichen Jagdmusiken, dramatischen Chören, sinfonischen Intermezzi, Duetten und Arien. Sehr weltlich zwar und wenig sakral, aber in Sachen Leitmotivik und Erlösungsmusik Wagner in nichts nachstehend.
Mit den Philharmonikern hatte Haselböck wohl zu wenig Detailarbeit geleistet. Zudem gab er den einen oder anderen Einsatz etwas zu spät. Die Geigen kleckerten ungewohnt häufig, die Bläser kosteten Farben oft nicht wirklich aus. Vor allem sphärische Klänge wollten dem Orchester nicht wirklich gelingen. Als Elisabeths Seele von den Engelein davongetragen wurde, klang das viel zu sehr von dieser Welt. Die Gächinger Kantorei dagegen bot einen soliden, kompakten Klang mit schönen Sopranstimmen. In den dramatischen Passagen agierte der Chor mit flexiblem und schlankem Ton.
Stimmlich und gestalterisch stark zeigte sich die Mezzosopranistin Magdalena Anna Hofmann als böse Schwiegermutter, stimmlich überzeugten auch Bariton Lauri Vasar und der Bass In-Sung Sim. Letzterer neigte allerdings zur recht freien Behandlung des Textes.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten und die Eßlinger Zeitung vom 11. bzw. 12.2.2013. Das Konzert fand statt am 9.2.
eduarda - 13. Feb, 16:15