Gleichschritt führt zum Eklat
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR mit Antoni Wit und Johannes Moser im Beethovensaal
Stuttgart - Eigentlich wächst in der Steppe ja nichts als Gras und Kraut. Das hinderte den romantischen polnischen Komponisten Zygmunt Noskowski 1896 aber nicht daran, sein sinfonisches Poem „Die Steppe“, in dem es auch um blutige Kampfgetümmel und eine große Liebe geht, als Schmachtfetzen anzulegen: Über luftiger Streichersahne und Paukengrummeln schwelgen Hörner, Trompeten, Klarinetten um die Wette. Noskowski ließ nichts aus: himmelblaue Harmonien, mächtige Blechbläserchöre, zackige Märsche, honigsüße Melodien, dramatische Klangballungen – für das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO), das mit diesem Stück jetzt sein Konzert im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle begann, ein geeigneter Warmspieler, um mit dem polnischen Maestro Antoni Wit am Dirigierpult zusammenzufinden.
Glänzendes Teamwork bewiesen Wit, das RSO und der Solist Johannes Moser dann in Witold Lutoslawskis Cellokonzert von 1970: einem noch immer neutönenden Meisterwerk, spannend interpretiert. Der Cellist beginnt alleine: Pochende Tonrepetitionen werden unterbrochen von kleinintervallischem Gewusel − ein langes Palaver, bis das Orchester, aufgefächert in viele nervöse Stimmen, interveniert und stört. Konzipiert ist das Konzert als ständige Auseinandersetzung zwischen Individuum und Kollektiv. Nach Verständigung wird gesucht, der Gleichschritt des Cellisten mit dem Orchester führt aber in die Eskalation. Moser spielte die Rolle perfekt, machte dem Orchester auch gestisch zuweilen klar, dass es ihm mal im Mondschein begegnen kann. Das Publikum jubelte.
Elektrisierende Spannung verbreitete das RSO dann auch in Prokofiews Fünfter Sinfonie. Hochkonzentriert ließ man die Rhythmen rattern, drohend marschieren, spotten und klagen. Phänomenal tönte das RSO die Farben ab, arbeitete jeder einzelne sichtbar am optimalen Gesamtklang, nicht nur Sebastian Manz an der Klarinette. Und Maestro Wit sorgte für die Spannungskurve. Wunderbar!
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 23.2.2013. Das Konzert fand statt am 21.2.
Stuttgart - Eigentlich wächst in der Steppe ja nichts als Gras und Kraut. Das hinderte den romantischen polnischen Komponisten Zygmunt Noskowski 1896 aber nicht daran, sein sinfonisches Poem „Die Steppe“, in dem es auch um blutige Kampfgetümmel und eine große Liebe geht, als Schmachtfetzen anzulegen: Über luftiger Streichersahne und Paukengrummeln schwelgen Hörner, Trompeten, Klarinetten um die Wette. Noskowski ließ nichts aus: himmelblaue Harmonien, mächtige Blechbläserchöre, zackige Märsche, honigsüße Melodien, dramatische Klangballungen – für das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO), das mit diesem Stück jetzt sein Konzert im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle begann, ein geeigneter Warmspieler, um mit dem polnischen Maestro Antoni Wit am Dirigierpult zusammenzufinden.
Glänzendes Teamwork bewiesen Wit, das RSO und der Solist Johannes Moser dann in Witold Lutoslawskis Cellokonzert von 1970: einem noch immer neutönenden Meisterwerk, spannend interpretiert. Der Cellist beginnt alleine: Pochende Tonrepetitionen werden unterbrochen von kleinintervallischem Gewusel − ein langes Palaver, bis das Orchester, aufgefächert in viele nervöse Stimmen, interveniert und stört. Konzipiert ist das Konzert als ständige Auseinandersetzung zwischen Individuum und Kollektiv. Nach Verständigung wird gesucht, der Gleichschritt des Cellisten mit dem Orchester führt aber in die Eskalation. Moser spielte die Rolle perfekt, machte dem Orchester auch gestisch zuweilen klar, dass es ihm mal im Mondschein begegnen kann. Das Publikum jubelte.
Elektrisierende Spannung verbreitete das RSO dann auch in Prokofiews Fünfter Sinfonie. Hochkonzentriert ließ man die Rhythmen rattern, drohend marschieren, spotten und klagen. Phänomenal tönte das RSO die Farben ab, arbeitete jeder einzelne sichtbar am optimalen Gesamtklang, nicht nur Sebastian Manz an der Klarinette. Und Maestro Wit sorgte für die Spannungskurve. Wunderbar!
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 23.2.2013. Das Konzert fand statt am 21.2.
eduarda - 25. Feb, 16:40