Hellholzige Exotin
Freiburger Barockorchester und der Klarinettist Lorenzo Coppola im Stuttgarter Mozartsaal
Stuttgart - Was für ein sanftmütiger Klang: Die Clarinette d'amour, genannt auch Bassettklarinette, artikuliert sich im hohen Register gar nicht so schrill und zickig wie ihre moderne Nachfahrin, sondern warm, weich, unschuldig. Anton Stadler spielte sie, und Mozart schrieb für beide sein berühmtes Klarinettenkonzert. Nach Stadlers Tod ging die Liebesklarinette verschütt und wurde erst in jüngerer Zeit nach einer Zeichnung rekonstruiert.
Die hellholzige Exotin mit dem pfeifenkopfartigen "Liebesfuß" konnte man jetzt im Abo-Konzert des Freiburger Barockorchesters (FBO) in besagtem spätem Mozart-Konzert hören. In einer rekonstruierten Fassung, versteht sich, denn das Autograph ist verschollen und dem Erstdruck für normale A-Klarinette, nach dem heute gespielt wird, fehlt die Terz, um die das tiefe Register der Bassettklarinette erweitert ist.
Lorenzo Coppola, gefragter Spezialist für historische Klarinetten, war der Solist im vollbesetzten Mozartsaal, und er spielte so schön und so zärtlich, dass vermutlich kein Auge wirklich trocken blieb. Die weite Räume durchmessende, schier unendliche Melodik, der Mozart hier huldigt, entfaltete sich frei und in leuchtenden Farben. Sanft durch die Register gleitend, ergründete Coppola auch die bisher unbekannte Tiefe des Werks.
Dass dieses recht leise Instrument immer gut zu hören war, dafür sorgte einfühlsam Konzertmeister Gottfried von der Goltz und das FBO, das im Konzert außerdem einen vor Energie nur so strotzenden Haydn präsentierte. Eruptiv, vollblütig, kontrastreich, wild in den schnellen Sätzen, klangschön, farbig und wohlphrasiert in den langsamen, wurde in Haydns Sinfonien Nr. 86 und 104 keine Raffinesse, keine Überraschung, kein Gag überspielt. Kommunikationsfreudiger und mitreißender kann man Haydns Genialität nicht zutage fördern.
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 17. April 2013. Das Konzert fand statt am 15. April.
Stuttgart - Was für ein sanftmütiger Klang: Die Clarinette d'amour, genannt auch Bassettklarinette, artikuliert sich im hohen Register gar nicht so schrill und zickig wie ihre moderne Nachfahrin, sondern warm, weich, unschuldig. Anton Stadler spielte sie, und Mozart schrieb für beide sein berühmtes Klarinettenkonzert. Nach Stadlers Tod ging die Liebesklarinette verschütt und wurde erst in jüngerer Zeit nach einer Zeichnung rekonstruiert.
Die hellholzige Exotin mit dem pfeifenkopfartigen "Liebesfuß" konnte man jetzt im Abo-Konzert des Freiburger Barockorchesters (FBO) in besagtem spätem Mozart-Konzert hören. In einer rekonstruierten Fassung, versteht sich, denn das Autograph ist verschollen und dem Erstdruck für normale A-Klarinette, nach dem heute gespielt wird, fehlt die Terz, um die das tiefe Register der Bassettklarinette erweitert ist.
Lorenzo Coppola, gefragter Spezialist für historische Klarinetten, war der Solist im vollbesetzten Mozartsaal, und er spielte so schön und so zärtlich, dass vermutlich kein Auge wirklich trocken blieb. Die weite Räume durchmessende, schier unendliche Melodik, der Mozart hier huldigt, entfaltete sich frei und in leuchtenden Farben. Sanft durch die Register gleitend, ergründete Coppola auch die bisher unbekannte Tiefe des Werks.
Dass dieses recht leise Instrument immer gut zu hören war, dafür sorgte einfühlsam Konzertmeister Gottfried von der Goltz und das FBO, das im Konzert außerdem einen vor Energie nur so strotzenden Haydn präsentierte. Eruptiv, vollblütig, kontrastreich, wild in den schnellen Sätzen, klangschön, farbig und wohlphrasiert in den langsamen, wurde in Haydns Sinfonien Nr. 86 und 104 keine Raffinesse, keine Überraschung, kein Gag überspielt. Kommunikationsfreudiger und mitreißender kann man Haydns Genialität nicht zutage fördern.
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 17. April 2013. Das Konzert fand statt am 15. April.
eduarda - 18. Apr, 12:24