Lustvolle Traurigkeit
Christina Pluhar und ihr Ensemble L'Arpeggiata bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen
Ludwigsburg - Unbeschreiblich sinnlich und fein gesponnen sind die Abende, mit denen die Theorbistin Christina Pluhar und ihr Ensemble L'Arpeggiata ihr Auditorium verzaubern. Mit ihrem aktuellen Programm "Mediterraneo" mit Musik aus dem Mittelmeerraum war die international besetzte Truppe jetzt erneut zu Gast bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Und hätte das hingerissene Publikum im Forum nicht nach jeder Nummer so euphorisch geklatscht und dadurch die luziden Übergänge, mit denen das Ensemble einzelne Stücke zu verbinden gedachte, gestört, dann wäre der Abend ein einziger, sanft von Lied zu Lied gleitender, poetischer Traum gewesen, aus dem man erst am Ende erwacht wäre.
Aber auch so beglückten die Schönheit und Klarheit der fünf Gesangsstimmen, die zarten, feinen, farbigen Arrangements des 13-köpfigen Instrumentalensembles, die delikate, groovende Rhythmisierung: Die Lieder und Tänze begannen, von innen zu leuchten, Unterschiede zwischen Volks- und Kunstmusik hoben sich auf.
Fado-Star Mísia, begleitet von zwei portugiesischen Gitarristen, sang fadotypische Klagelieder, die von Sehnsucht, unglücklicher Liebe, entbehrungsreichem Leben handeln. Und Aikaterini Papadopoulou – kontrapunktiert vom sehnsüchtigen Schluchzen der kretischen Lyra – adelte durch ihre fein verzierende Stimme griechische Volkslieder zu kleinen Kunstwerken. Die Sopranistin Raquel Andueza, nur begleitet von einer Barockharfe, rührte mit "Los delfines" des Renaissance-Komponisten Diego Pisador zu Tränen, während Nuria Rials schlanker und eindringlich gestaltender Sopran mit melancholischen Liedern aus Katalonien fesselte. Vincenzo Capezzuto, der mit Liedern und Tarantellen der im italienischen Salento ansässigen Griechen für Stimmung sorgte, zog mit seiner hohen, klaren, sehr androgynen und wunderschönen Stimme in Bann, die im Duett auf zauberhafte Weise mit den Frauenstimmen verschmolz.
Zwischen den Gesängen zeigten die Instrumentalisten ihre Kunst der Improvisation in unterschiedlichsten nationalen Stilen. So etwa das türkische Duo Aytaç Doğan und İsmail Tunçbilek, das mit atemberaubender Virtuosität auf der Saz, einer Langhalslaute, und dem Kanun, einer Kastenzither, das Publikum ganz aus dem Häuschen brachte.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom Mai. Das Konzert fand statt am 17. Mai 2013.
Ludwigsburg - Unbeschreiblich sinnlich und fein gesponnen sind die Abende, mit denen die Theorbistin Christina Pluhar und ihr Ensemble L'Arpeggiata ihr Auditorium verzaubern. Mit ihrem aktuellen Programm "Mediterraneo" mit Musik aus dem Mittelmeerraum war die international besetzte Truppe jetzt erneut zu Gast bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Und hätte das hingerissene Publikum im Forum nicht nach jeder Nummer so euphorisch geklatscht und dadurch die luziden Übergänge, mit denen das Ensemble einzelne Stücke zu verbinden gedachte, gestört, dann wäre der Abend ein einziger, sanft von Lied zu Lied gleitender, poetischer Traum gewesen, aus dem man erst am Ende erwacht wäre.
Aber auch so beglückten die Schönheit und Klarheit der fünf Gesangsstimmen, die zarten, feinen, farbigen Arrangements des 13-köpfigen Instrumentalensembles, die delikate, groovende Rhythmisierung: Die Lieder und Tänze begannen, von innen zu leuchten, Unterschiede zwischen Volks- und Kunstmusik hoben sich auf.
Fado-Star Mísia, begleitet von zwei portugiesischen Gitarristen, sang fadotypische Klagelieder, die von Sehnsucht, unglücklicher Liebe, entbehrungsreichem Leben handeln. Und Aikaterini Papadopoulou – kontrapunktiert vom sehnsüchtigen Schluchzen der kretischen Lyra – adelte durch ihre fein verzierende Stimme griechische Volkslieder zu kleinen Kunstwerken. Die Sopranistin Raquel Andueza, nur begleitet von einer Barockharfe, rührte mit "Los delfines" des Renaissance-Komponisten Diego Pisador zu Tränen, während Nuria Rials schlanker und eindringlich gestaltender Sopran mit melancholischen Liedern aus Katalonien fesselte. Vincenzo Capezzuto, der mit Liedern und Tarantellen der im italienischen Salento ansässigen Griechen für Stimmung sorgte, zog mit seiner hohen, klaren, sehr androgynen und wunderschönen Stimme in Bann, die im Duett auf zauberhafte Weise mit den Frauenstimmen verschmolz.
Zwischen den Gesängen zeigten die Instrumentalisten ihre Kunst der Improvisation in unterschiedlichsten nationalen Stilen. So etwa das türkische Duo Aytaç Doğan und İsmail Tunçbilek, das mit atemberaubender Virtuosität auf der Saz, einer Langhalslaute, und dem Kanun, einer Kastenzither, das Publikum ganz aus dem Häuschen brachte.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom Mai. Das Konzert fand statt am 17. Mai 2013.
eduarda - 20. Mai, 18:58