Im Tuttigetöse gen Himmel
Elgars Oratorium "The Apostles" in der Stuttgarter Stiftskirche
Stuttgart - Edward Elgars Oratorium "The Apostles" ist ganz großes Kino. Alle Möglichkeiten theatral sich gebärdender Musik kommen hier zum Einsatz: Eine wild tobende Sturmmusik geht der Wasserbegehung Jesu voraus, und der Gottessohn fährt am Ende zu pompös jubilierendem Tuttigetöse gen Himmel. Hier wollte einer erschüttern und aufrütteln – bis zum Trommelfellplatzen.
Hierzulande hört man diese spätromantische Vertonung der Apostel- und Passionsgeschichte nur selten. Ein großer Verdienst also, dass sich ihr nun Kay Johannsen im Rahmen seiner Stiftsmusik widmete. Es wurde eine mitreißende Aufführung am Freitag in der Stiftskirche. Ob kontemplative Schilderung, sensible Seelengemälde oder Hochdramatik: Johannsen am Dirigierpult vereinte diese gegensätzlichen Ebenen bruchlos im weiten Spannungsbogen und arbeitete die Schönheiten dieser harmonisch und instrumentatorisch so reichen Partitur glänzend heraus. Die Stiftsphilharmonie in Riesenbesetzung zog sofort in den Sog der Klänge, farbenreich und fein differenziert im Ausdruck sang die Stuttgarter Kantorei, ließ mal bodenständig Volkszorn aufflackern, mal ätherisch die Engel säuseln. Berührend entrückt die Frauenstimmen, wenn Petrus bitterlich weint. Wunderbar!
Unter den sechs Solisten fiel vor allem Mark Adlers höhensichere und warm timbrierte Tenorstimme auf. Dagegen versank Mezzosopran Ruth Sandhoff gelegentlich im Klangmeer, während Bass Krzysztof Borysiewicz als Jesus sich etwas zu einseitig auf einen weihevollen Predigertonfall verließ. Überzeugend gestaltete dagegen Sopran Andrea Lauren Brown sowie die Bassbaritone Martin Busen und Dominik Wörner als Judas – bei Elgar ein zerrissener, moderner Charakter.
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 14.11. Das Konzert fand statt am 11.11.
Stuttgart - Edward Elgars Oratorium "The Apostles" ist ganz großes Kino. Alle Möglichkeiten theatral sich gebärdender Musik kommen hier zum Einsatz: Eine wild tobende Sturmmusik geht der Wasserbegehung Jesu voraus, und der Gottessohn fährt am Ende zu pompös jubilierendem Tuttigetöse gen Himmel. Hier wollte einer erschüttern und aufrütteln – bis zum Trommelfellplatzen.
Hierzulande hört man diese spätromantische Vertonung der Apostel- und Passionsgeschichte nur selten. Ein großer Verdienst also, dass sich ihr nun Kay Johannsen im Rahmen seiner Stiftsmusik widmete. Es wurde eine mitreißende Aufführung am Freitag in der Stiftskirche. Ob kontemplative Schilderung, sensible Seelengemälde oder Hochdramatik: Johannsen am Dirigierpult vereinte diese gegensätzlichen Ebenen bruchlos im weiten Spannungsbogen und arbeitete die Schönheiten dieser harmonisch und instrumentatorisch so reichen Partitur glänzend heraus. Die Stiftsphilharmonie in Riesenbesetzung zog sofort in den Sog der Klänge, farbenreich und fein differenziert im Ausdruck sang die Stuttgarter Kantorei, ließ mal bodenständig Volkszorn aufflackern, mal ätherisch die Engel säuseln. Berührend entrückt die Frauenstimmen, wenn Petrus bitterlich weint. Wunderbar!
Unter den sechs Solisten fiel vor allem Mark Adlers höhensichere und warm timbrierte Tenorstimme auf. Dagegen versank Mezzosopran Ruth Sandhoff gelegentlich im Klangmeer, während Bass Krzysztof Borysiewicz als Jesus sich etwas zu einseitig auf einen weihevollen Predigertonfall verließ. Überzeugend gestaltete dagegen Sopran Andrea Lauren Brown sowie die Bassbaritone Martin Busen und Dominik Wörner als Judas – bei Elgar ein zerrissener, moderner Charakter.
Besprechung für die Stuttgarter Nachrichten vom 14.11. Das Konzert fand statt am 11.11.
eduarda - 14. Nov, 10:42