Polyphones Donnerwetter
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR mit Werken Sergei Prokofjews
Stuttgart - In eine faszinierende, irritierende, grelle Klangwelt tauchten die Zuhörer am Freitag in der Stuttgarter Liederhalle ein: In Sergei Prokofjews dritter Sinfonie aus dem Jahre 1928 fließen mehrere Klangschichten übereinander. Disparate Gedanken eigentlich, die sich in lärmenden Klangballungen zusammenfügen, dunkel, gewalttätig, eruptiv. Im Untergrund pulsieren stets die Maschinen, deren Motorik mal marschmäßig überhand nimmt oder dezent vor sich hin rattert. Atmosphärisch steht die Dritte ganz im Lichte des "Tanzes des Stahls", wie ein kurz zuvor entstandenes Ballett Prokofiews heißt.
Weil das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR ein besonderes Faible für moderne Klänge hat, wurden die unterschiedlichen Schichten auch gut hörbar. Der amerikanische Dirigent James Gaffigan sorgte für den großen Bogen und die Bändigung des hochkomplexen Materials und animierte das Orchester zu beeindruckender Transparenz im polyphonen Donnerwetter.
Mit Prokofiews erstem Violinkonzert (von 1916/17) wurde es dann klassizistisch klar. Die Solistin Carolin Widmann fand nach kleinen Anfangsschwierigkeiten zu einem inspirierten Spiel in diesem weniger emotional als vielmehr rhythmisch ambitionierten Dreisätzer, der eher auf fahle, harte Klanglichkeit setzt, denn auf verträumte Kantilenen und spätromantischen Schmelz. Letzteres tritt erst im Finale sachte in Erscheinung.
Flankiert wurden die beiden Werke von Franz Liszts "Mephisto-Walzer" Nr. 1 und Richard Strauss' "Tanz der sieben Schleier" aus der Oper "Salome". Eine dramaturgisch kluge Wahl in diesem Konzert der Kulturgemeinschaft, weil sich die plastische, farbige Bildlichkeit der beiden Werke wunderbar mit dem hochexpressiven, kühlen Sog Prokofjews ergänzte. Dass Strauss' Salome-Tanz im Vergleich zu den Kompositionen des Russen recht traditionalistisch wirkte, daran konnte Prokofjew – hier Welten entfernt von seinen populären Stücken "Peter und der Wolf" oder der "Symphonie classique" – nur gewinnen.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 20.12.2010. Das Konzert fand statt 17.12.
Stuttgart - In eine faszinierende, irritierende, grelle Klangwelt tauchten die Zuhörer am Freitag in der Stuttgarter Liederhalle ein: In Sergei Prokofjews dritter Sinfonie aus dem Jahre 1928 fließen mehrere Klangschichten übereinander. Disparate Gedanken eigentlich, die sich in lärmenden Klangballungen zusammenfügen, dunkel, gewalttätig, eruptiv. Im Untergrund pulsieren stets die Maschinen, deren Motorik mal marschmäßig überhand nimmt oder dezent vor sich hin rattert. Atmosphärisch steht die Dritte ganz im Lichte des "Tanzes des Stahls", wie ein kurz zuvor entstandenes Ballett Prokofiews heißt.
Weil das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR ein besonderes Faible für moderne Klänge hat, wurden die unterschiedlichen Schichten auch gut hörbar. Der amerikanische Dirigent James Gaffigan sorgte für den großen Bogen und die Bändigung des hochkomplexen Materials und animierte das Orchester zu beeindruckender Transparenz im polyphonen Donnerwetter.
Mit Prokofiews erstem Violinkonzert (von 1916/17) wurde es dann klassizistisch klar. Die Solistin Carolin Widmann fand nach kleinen Anfangsschwierigkeiten zu einem inspirierten Spiel in diesem weniger emotional als vielmehr rhythmisch ambitionierten Dreisätzer, der eher auf fahle, harte Klanglichkeit setzt, denn auf verträumte Kantilenen und spätromantischen Schmelz. Letzteres tritt erst im Finale sachte in Erscheinung.
Flankiert wurden die beiden Werke von Franz Liszts "Mephisto-Walzer" Nr. 1 und Richard Strauss' "Tanz der sieben Schleier" aus der Oper "Salome". Eine dramaturgisch kluge Wahl in diesem Konzert der Kulturgemeinschaft, weil sich die plastische, farbige Bildlichkeit der beiden Werke wunderbar mit dem hochexpressiven, kühlen Sog Prokofjews ergänzte. Dass Strauss' Salome-Tanz im Vergleich zu den Kompositionen des Russen recht traditionalistisch wirkte, daran konnte Prokofjew – hier Welten entfernt von seinen populären Stücken "Peter und der Wolf" oder der "Symphonie classique" – nur gewinnen.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 20.12.2010. Das Konzert fand statt 17.12.
eduarda - 20. Dez, 16:11