Der harsche Flirt der Streicher mit Led Zeppelin
Das Belcea Quartet aus London zu Gast im Mozartsaal in Stuttgart
Stuttgart - Dass Musikhören Glückshormone freisetzen kann, davon durfte man sich am Mittwochabend im voll besetzten Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle überzeugen. Zu Gast aus London war das grandiose Belcea Quartet. Nicht nur das dramaturgisch wohlüberlegte Programm, sondern vor allem das lebendige, tief empfundene, fein aufeinander hörende Spiel der vier Streicher rissen mit.
Das Ensemble pflegt den risikofreudigen, extrem farbenreichen Sound, der die jüngere von der älteren Streichquartett-Generation und ihrem Ideal eines vollen, homogenen Tons unterscheidet. So wagte man den Einstieg passend mit Beethovens heikler Großen Fuge op. 133, die durch exaltierte, gewalttätige Stimmführung und krasse Dissonanzen auch heute noch zu schockieren weiß. Schroffer, wilder Klanglichkeit setzte das Quartett immer wieder irritierend fahle Farben entgegen.
Kontraste, die auch das Streichquartett "Twisted blues with twisted ballad" des Briten Mark-Anthony Turnage, geboren 1960, zu bieten hat. Turnage ließ sich darin von der Rockband Led Zeppelin inspirieren. Perkussive Elemente und harsches Saitentraktieren lassen Fragmente und Riffs aus dem Led-Zepplin-Song "Dazed and confused" vage aufscheinen, während im Finale deutlich "Stairway to heaven" hörbar wird. Auch der auf dichte Vielstimmigkeit setzende Mittelsatz offenbart einen stilistisch äußerst vielseitigen Komponisten.
Dass das Belcea Quartet dann von Anton Webern den frühen "Langsamen Satz für Streichquartett", der im spätromantischen Stil schwelgt, zum Besten gab und nichts Zwölftöniges war eine witzige Idee. Demgegenüber wirkte die langsame Einleitung zu Mozarts "Dissonanzenquartett" in ihrer kühnen Chromatik nämlich krass modern. Primaria Corina Belcea-Fisher, Axel Schacher (Violine), Krzysztof Chorzelski (Viola) und Antoine Lederlin (Cello) spielten einen derart tiefgründigen und Sinn hinterfragenden Mozart, dass einem gelegentlich der Atem wegblieb.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 4.2.2011. Das Konzert fand statt am 2.2.
Stuttgart - Dass Musikhören Glückshormone freisetzen kann, davon durfte man sich am Mittwochabend im voll besetzten Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle überzeugen. Zu Gast aus London war das grandiose Belcea Quartet. Nicht nur das dramaturgisch wohlüberlegte Programm, sondern vor allem das lebendige, tief empfundene, fein aufeinander hörende Spiel der vier Streicher rissen mit.
Das Ensemble pflegt den risikofreudigen, extrem farbenreichen Sound, der die jüngere von der älteren Streichquartett-Generation und ihrem Ideal eines vollen, homogenen Tons unterscheidet. So wagte man den Einstieg passend mit Beethovens heikler Großen Fuge op. 133, die durch exaltierte, gewalttätige Stimmführung und krasse Dissonanzen auch heute noch zu schockieren weiß. Schroffer, wilder Klanglichkeit setzte das Quartett immer wieder irritierend fahle Farben entgegen.
Kontraste, die auch das Streichquartett "Twisted blues with twisted ballad" des Briten Mark-Anthony Turnage, geboren 1960, zu bieten hat. Turnage ließ sich darin von der Rockband Led Zeppelin inspirieren. Perkussive Elemente und harsches Saitentraktieren lassen Fragmente und Riffs aus dem Led-Zepplin-Song "Dazed and confused" vage aufscheinen, während im Finale deutlich "Stairway to heaven" hörbar wird. Auch der auf dichte Vielstimmigkeit setzende Mittelsatz offenbart einen stilistisch äußerst vielseitigen Komponisten.
Dass das Belcea Quartet dann von Anton Webern den frühen "Langsamen Satz für Streichquartett", der im spätromantischen Stil schwelgt, zum Besten gab und nichts Zwölftöniges war eine witzige Idee. Demgegenüber wirkte die langsame Einleitung zu Mozarts "Dissonanzenquartett" in ihrer kühnen Chromatik nämlich krass modern. Primaria Corina Belcea-Fisher, Axel Schacher (Violine), Krzysztof Chorzelski (Viola) und Antoine Lederlin (Cello) spielten einen derart tiefgründigen und Sinn hinterfragenden Mozart, dass einem gelegentlich der Atem wegblieb.
Rezension für die Stuttgarter Nachrichten vom 4.2.2011. Das Konzert fand statt am 2.2.
eduarda - 4. Feb, 21:36