Frösche im Mozartsaal
„Der verzauberte Garten“: Das Freiburger Barockorchester mit erheiternden Klängen in der Stuttgarter Liederhalle
Stuttgart - Komponiertes Fröschequaken kennen wir vor allem aus Haydns „Jahreszeiten“. Dort ist es aber nur eine einzige Amphibie, die zudem vergleichsweise dezent zu Wort kommt. Haydn, der in Sachen deftiger Tonmalereien wahrlich nicht zimperlich war, hatte gegenüber den nass-schleimigen Tierchen dann doch so seine Skrupel, vermutlich empfand er sogar Ekel vor ihnen - schließlich stehen sie ja nur in Frankreich auf der Speisekarte.
Solche Probleme kannte der barocke Meister Telemann nicht. In seinem humorigen Violinkonzert „Die Relinge“, das sich in seinem Titel auf den Pelophylax esculentus - auf Deutsch: den gemeinen Teichfrosch - bezieht, erklingen gleich ganze Kröten-Chöre. Die Streicher des Freiburger Barockorchesters, das am Samstagabend im so gut wie ausverkauften Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle gastierte, gaben sich den misstönenden Tierstimmenimitationen so lustvoll hin, dass das sonst so ernsthaft lauschende Publikum nicht anders konnte, als immer wieder zu lachen. Vor allem wenn deutlich hörbar wurde, dass der eine oder andere Schwimmfüßler kokett aus der Reihe tanzte - schließlich kennt die Natur ja keine Dirigenten.
Der Abend stand unter dem Motto „Der verzauberte Garten“ und war eine Art musikalische Hommage an die barocke Gartenbaukunst. In ihren prächtigen botanischen Anlagen feierten sich die Fürsten einst in rauschenden Festen und allerlei theatralischen Inszenierungen selbst, sie gaben sich dort aber auch dem einen oder anderen Schäferstündchen hin.
Es war an diesem Abend vor allem Francesco Geminianis „The Inchanted Forrest“ (Der Zauberwald), in dem die barocke Vorstellung einer architektonisch zurechtgestutzten Natur musikalisch Gestalt annahm. Tanzende Nymphen und spukende Geister wirken hier gegenüber späteren romantischen Tondichtungen doch sehr gebändigt. Nur zwei Hörner erscheinen gelegentlich wie ferne Vorboten romantischer Waldeinsamkeit.
Die vor allem tänzerisch inspirierte Musik wurde von den Freiburgern unter Leitung ihres Konzertmeisters Gottfried von der Goltz in verblüffender Farbvielfalt und mit mitreißendem rhythmischen Drive umgesetzt, so dass jeder der 18 Sätze zu einem fein gezeichneten Charakterstück avancierte. Dennoch gefielen Telemanns Werke besser, denn neben seiner Froschteich-Vertonung zeigte auch seine Streichersuite „La Bizarre“, wie witzig und frei man mit den oft so steifen barocken Tanzformen spielen kann. Nicht nur der finale Nachtigallengesang förderte ein weiteres Mal die spezifisch barocke Liebe zu Herrgotts großem Tiergarten zutage.
In Vivaldis Flötenkonzert „Del Gardellino“ zeigte Solistin Susanne Kaiser schließlich, wie genau und virtuos man auch die Stimme des Distelfinks imitieren kann, während in Händels Ouvertüre zur Oper „Il pastor fido“ Ann-Kathrin Brüggemann in ihrem lebendig intonierten, wunderschönen Oboensolo für die Atmosphäre einer ländlichen Schäferidylle sorgte.
Rezension für die Eßlinger Zeitung vom 28. März 2011. Das Konzert fand statt am 26. März.
Stuttgart - Komponiertes Fröschequaken kennen wir vor allem aus Haydns „Jahreszeiten“. Dort ist es aber nur eine einzige Amphibie, die zudem vergleichsweise dezent zu Wort kommt. Haydn, der in Sachen deftiger Tonmalereien wahrlich nicht zimperlich war, hatte gegenüber den nass-schleimigen Tierchen dann doch so seine Skrupel, vermutlich empfand er sogar Ekel vor ihnen - schließlich stehen sie ja nur in Frankreich auf der Speisekarte.
Solche Probleme kannte der barocke Meister Telemann nicht. In seinem humorigen Violinkonzert „Die Relinge“, das sich in seinem Titel auf den Pelophylax esculentus - auf Deutsch: den gemeinen Teichfrosch - bezieht, erklingen gleich ganze Kröten-Chöre. Die Streicher des Freiburger Barockorchesters, das am Samstagabend im so gut wie ausverkauften Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle gastierte, gaben sich den misstönenden Tierstimmenimitationen so lustvoll hin, dass das sonst so ernsthaft lauschende Publikum nicht anders konnte, als immer wieder zu lachen. Vor allem wenn deutlich hörbar wurde, dass der eine oder andere Schwimmfüßler kokett aus der Reihe tanzte - schließlich kennt die Natur ja keine Dirigenten.
Der Abend stand unter dem Motto „Der verzauberte Garten“ und war eine Art musikalische Hommage an die barocke Gartenbaukunst. In ihren prächtigen botanischen Anlagen feierten sich die Fürsten einst in rauschenden Festen und allerlei theatralischen Inszenierungen selbst, sie gaben sich dort aber auch dem einen oder anderen Schäferstündchen hin.
Es war an diesem Abend vor allem Francesco Geminianis „The Inchanted Forrest“ (Der Zauberwald), in dem die barocke Vorstellung einer architektonisch zurechtgestutzten Natur musikalisch Gestalt annahm. Tanzende Nymphen und spukende Geister wirken hier gegenüber späteren romantischen Tondichtungen doch sehr gebändigt. Nur zwei Hörner erscheinen gelegentlich wie ferne Vorboten romantischer Waldeinsamkeit.
Die vor allem tänzerisch inspirierte Musik wurde von den Freiburgern unter Leitung ihres Konzertmeisters Gottfried von der Goltz in verblüffender Farbvielfalt und mit mitreißendem rhythmischen Drive umgesetzt, so dass jeder der 18 Sätze zu einem fein gezeichneten Charakterstück avancierte. Dennoch gefielen Telemanns Werke besser, denn neben seiner Froschteich-Vertonung zeigte auch seine Streichersuite „La Bizarre“, wie witzig und frei man mit den oft so steifen barocken Tanzformen spielen kann. Nicht nur der finale Nachtigallengesang förderte ein weiteres Mal die spezifisch barocke Liebe zu Herrgotts großem Tiergarten zutage.
In Vivaldis Flötenkonzert „Del Gardellino“ zeigte Solistin Susanne Kaiser schließlich, wie genau und virtuos man auch die Stimme des Distelfinks imitieren kann, während in Händels Ouvertüre zur Oper „Il pastor fido“ Ann-Kathrin Brüggemann in ihrem lebendig intonierten, wunderschönen Oboensolo für die Atmosphäre einer ländlichen Schäferidylle sorgte.
Rezension für die Eßlinger Zeitung vom 28. März 2011. Das Konzert fand statt am 26. März.
eduarda - 29. Mär, 12:33