Wo die Liebe hinfällt
Olivia Trummer Trio beim Musikfest Stuttgart
Stuttgart – Olivia Trummer ist wirklich nett. Der aufsteigende Stern am deutschen Jazz-Himmel ist an diesem Abend im Freien Musikzentrum Feuerbach "ganz arg glücklich", mit ihrem Trio beim Musikfest Stuttgart auftreten zu dürfen. Das Spätkonzert ist zwar nur schwach besucht – Jazz-Fans gehören (noch) nicht zum Stammpublikum der Bachakademie. Aber der guten Laune Trummers schadet das nicht. Die zierliche 26-Jährige versprüht augenaufschlagenden Charme à la Audrey Hepburn, und ihre Texte wirken so verträumt wie die eines Teenagers. Entsprechend heißt das Konzert so wie ihre demnächst erscheinende CD: "Poesie-Album".
Die Pianistin, Sängerin und Komponistin trägt selbstgeschriebene und -getextete Songs vor, die von der Liebe, von der Welt an sich und einem Waschbären handeln. Vielem darin kann man nicht widersprechen: Etwa "Ohne Biene keinen Honig in den Tee". Nicht jeder mag ja schließlich Kunsthonig. Oder "Ohne Herbst kein Winter, kein Frühling und kein Sommer", oder so ähnlich. Oder "Wo die Liebe hinfällt, da soll sie gedeihn". Trummer singt das mit ihrer Jungmädchen-Stimme schön, ihre Scat-Gesänge – improvisierte Vokalisen – sind rein und hoch. Aber Worten wie "Wir werden in einem Meer ohne Wasser untergehen" würden ein paar kleine Einrauungen nicht schlecht stehen. Ihre Stimme ist halt wie ein blauer Himmel ohne Wolken, wie die Texte, von denen sie singt. Ihre Popsongs werden durch die vagierende Jazzharmonik interessant. Ihr Klavierspiel, mit dem sie sich begleitet, ist fein, farbig, oft witzig verziert. In den anschließenden Improvisationsteilen, in die ihre Lieder jazzgemäß münden, wird die Welt zwar nicht neu erfunden. Aber es faszinierte das verwobene, pointierte, inspirierte Miteinander des Trios. Martin Gjakonovski am Kontrabass sorgte für eine sich in die zerbrechliche Klangwelt Trummers sensibel einfühlende groovige Grundierung. Ebenso feinfühlig formte der ausgezeichnete, auch mit Glöckchen und Regenmacher arbeitende Perkussionist Bodek Janke fein ziselierte Klänge.
Bezüge zum Festivalthema stellte Trummer immer wieder her. Vor dem Konzert hörte man Wasserplätschern aus den Lautsprechern. Im Konzert gab es für das Publikum ein musikalisches Wortspiel zum Thema Bach und Wasser zu lösen, wobei Trummer ihre ausgezeichnete Beherrschung des barock-präludierenden Stils demonstrieren konnte.
Dass Trummer dann den Urheber jenes Kinderbuches nicht nennen konnte, aus dem sie für ihren Song "Rascal, der Waschbär" geklaut hatte, und dies mit dem Verweis "Das können Sie dann ja googlen" abtat, gehört dagegen in die Rubrik peinliche Ereignisse in Konzerten.
Die Bonbons, die der Waschbär in der Geschichte verschmäht, warf Trummer dann am Ende kokett ins Publikum. Sie ist eben total nett. Und wenn einem das nicht irgendwann mal auf die Nerven geht, kann man solche Abende auch uneingeschränkt genießen.
Rezension für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 5. September.
Stuttgart – Olivia Trummer ist wirklich nett. Der aufsteigende Stern am deutschen Jazz-Himmel ist an diesem Abend im Freien Musikzentrum Feuerbach "ganz arg glücklich", mit ihrem Trio beim Musikfest Stuttgart auftreten zu dürfen. Das Spätkonzert ist zwar nur schwach besucht – Jazz-Fans gehören (noch) nicht zum Stammpublikum der Bachakademie. Aber der guten Laune Trummers schadet das nicht. Die zierliche 26-Jährige versprüht augenaufschlagenden Charme à la Audrey Hepburn, und ihre Texte wirken so verträumt wie die eines Teenagers. Entsprechend heißt das Konzert so wie ihre demnächst erscheinende CD: "Poesie-Album".
Die Pianistin, Sängerin und Komponistin trägt selbstgeschriebene und -getextete Songs vor, die von der Liebe, von der Welt an sich und einem Waschbären handeln. Vielem darin kann man nicht widersprechen: Etwa "Ohne Biene keinen Honig in den Tee". Nicht jeder mag ja schließlich Kunsthonig. Oder "Ohne Herbst kein Winter, kein Frühling und kein Sommer", oder so ähnlich. Oder "Wo die Liebe hinfällt, da soll sie gedeihn". Trummer singt das mit ihrer Jungmädchen-Stimme schön, ihre Scat-Gesänge – improvisierte Vokalisen – sind rein und hoch. Aber Worten wie "Wir werden in einem Meer ohne Wasser untergehen" würden ein paar kleine Einrauungen nicht schlecht stehen. Ihre Stimme ist halt wie ein blauer Himmel ohne Wolken, wie die Texte, von denen sie singt. Ihre Popsongs werden durch die vagierende Jazzharmonik interessant. Ihr Klavierspiel, mit dem sie sich begleitet, ist fein, farbig, oft witzig verziert. In den anschließenden Improvisationsteilen, in die ihre Lieder jazzgemäß münden, wird die Welt zwar nicht neu erfunden. Aber es faszinierte das verwobene, pointierte, inspirierte Miteinander des Trios. Martin Gjakonovski am Kontrabass sorgte für eine sich in die zerbrechliche Klangwelt Trummers sensibel einfühlende groovige Grundierung. Ebenso feinfühlig formte der ausgezeichnete, auch mit Glöckchen und Regenmacher arbeitende Perkussionist Bodek Janke fein ziselierte Klänge.
Bezüge zum Festivalthema stellte Trummer immer wieder her. Vor dem Konzert hörte man Wasserplätschern aus den Lautsprechern. Im Konzert gab es für das Publikum ein musikalisches Wortspiel zum Thema Bach und Wasser zu lösen, wobei Trummer ihre ausgezeichnete Beherrschung des barock-präludierenden Stils demonstrieren konnte.
Dass Trummer dann den Urheber jenes Kinderbuches nicht nennen konnte, aus dem sie für ihren Song "Rascal, der Waschbär" geklaut hatte, und dies mit dem Verweis "Das können Sie dann ja googlen" abtat, gehört dagegen in die Rubrik peinliche Ereignisse in Konzerten.
Die Bonbons, die der Waschbär in der Geschichte verschmäht, warf Trummer dann am Ende kokett ins Publikum. Sie ist eben total nett. Und wenn einem das nicht irgendwann mal auf die Nerven geht, kann man solche Abende auch uneingeschränkt genießen.
Rezension für die Eßlinger Zeitung von heute. Das Konzert fand statt am 5. September.
eduarda - 6. Sep, 22:55